Zwar sind das Gesundheitswesen und die Pharmazie zwei verschiedene Industriezweige, aber beide unterliegen ähnlichen Trends, da sie generell mit einer Überalterung in einem stark dezentralisierten Versicherungsmarkt konfrontiert sind. Eine erfolgreiche medizinisch-pharmakologische Forschung führt zu neuen und wirkungsvolleren Medikamenten, wie zum Beispiel bei der Behandlung bestimmter Krebsformen, und sorgen für eine Profitabilität innerhalb dieses Industriezweigs, was sich in der Folge als Silberstreifen am Horizont in einer ansonsten von der Rezession gebeutelten Weltwirtschaft manifestiert.
Folgende Tendenzen möchten wir kurz erläutern:
- Die Gesundheitskosten sind in den vergangenen 20 Jahren massiv angestiegen. Viele kleinere und mittlere Unternehmen, so auch Spitäler, können dennoch nicht direkte Ertragssteigerungen erzielen und müssen trotz staatlicher Subventionen kostenbewusst arbeiten.
- Eine überalterte Bevölkerung kann verstärkt zu Krankheiten und Schwächezuständen neigen. Diese Tatsache muss für zukünftige Investitionen in die Infrastruktur des Gesundheitswesens (Prozesse und IT) mit einbezogen werden.
- Das Wachstum der Behandlungskosten für Krankheiten bewirkt eine Erhöhung der Kosten für Präventionsmassnahmen.
- Ungesunde Essensgewohnheiten und Bewegungsarmut bewirken in der Zukunft eine Erhöhung der Anzahl der zu behandelnden Patienten, insbesondere bei Personen, deren Krankheitsbilder auf Übergewicht zurückzuführen sind oder an Diabetes leiden.
- Die Endkunden sind in Bezug auf die Gesundheitskosten sensibilisiert, dies auch beim Kauf von Medikamenten. Die Preiselastizität führt dazu, dass die Kunden immer wie mehr die Originalmedikamente durch Generika ersetzen.
- Die traditionelle Arzt-Patienten-Beziehung hat sich stark verändert. Heute sind die Patienten über allfällige Krankheitsbilder wesentlich besser informiert und sind bereit, mehr Verantwortung für ihre Gesundheit zu übernehmen, indem sie sich beispielsweise alternativen Behandlungsmethoden zuwenden. Dieser Trend hat zur Entstehung einer wachsenden und nicht zu unterschätzenden Nebenindustrie, als eigener Sektor innerhalb des Gesundheitswesens, geführt.
- Ein schwindendes Vertrauen in die grossen Pharmaziekonzerne und die Überflutung des Marktes mit gefälschten Medikamenten müssen in die jeweiligen unternehmerischen Herausforderungen mit einbezogen werden.
- Aufgrund von staatlich verordneten Preisbeschränkungen müssen die Pharmazieunternehmen ein erhöhtes Augenmerk auf die Kosten und Prozessaktivitäten richten.
Die Entwicklungen innerhalb des Gesundheitswesens müssen sorgfältig analysiert und bewertet werden, damit sich die Unternehmen auf die bevorstehenden Herausforderungen ausrichten können. Sie müssen auch bereit sein, strukturelle Flurbereinigungen innerhalb des Gesundheitswesens vorzunehmen und die Kostenbasis für die Produktion zu senken. Aufgrund der Rezession ist zu erwarten, dass sich die staatlichen Förderungsgelder und Subventionen ebenfalls verringern werden. Wir dürfen jedoch davon ausgehen, dass der schweizerische Markt diesem ökonomischen Druck bis zu einem gewissen Punkt standhalten kann, dies aufgrund von Standortvorteilen der Finanzindustrie und weil die Schweizer Bevölkerung im weltweiten Vergleich für das Gesundheitswesen – proportional gesehen – mehr Geld ausgibt.