Während einer wirtschaftlichen Krise richtet die Unternehmensführung ihre Aufmerksamkeit verstärkt auf die Innovationbestrebungen bei Prozessen und Aktivitäten, da die Überkapazitäten und hohen Kosten mit den vorherrschenden Marktbedingungen in Einklang gebracht werden müssen.
Um solche Herausforderungen erfolgreich anzugehen, müssen die Unternehmen innerhalb des Finanzsektors ihre Prozesse transformieren und in neue Geschäftsmodelle überführen, damit die Produktivität wieder gesteigert werden kann. Im Zentrum solcher Bestrebungen steht nicht nur der durch die Firmengrösse bestimmte Skaleneffekt, vielmehr ist es die Innovationskraft der Banken und Versicherungen, welche für die Zukunft dieses Wirtschaftssektors wegweisend sein wird.
Innerhalb der letzten zwanzig Jahre hat sich der externe Druck auf die Finanzinstitute massiv erhöht und zu verschiedenen Konsolidierungsprozessen innerhalb dieses Sektors geführt, wobei die Disziplin der Mergers & Acquisitions diesbezüglich federführend war und ist. Umso notwendiger scheint es, dass die Finanzinstitute mit flexiblen Infrastrukturen und Prozessen auf die anstehenden und zukünftigen regulatorischen Herausforderungen vorbereitet sind.
Weiter haben sich die Beziehungen zwischen den Finanzinstituten und ihren Kunden radikal geändert, indem den Kunden mehr „Handlungsfreiraum“ zugestanden wurde. Verschiedene Vorfälle in der jüngeren Vergangenheit wiederum haben das Vertrauen in die Bankenindustrie geschwächt. Da die Kunden von heute über viel mehr Informationen verfügen und auf soziale Medien zurückgreifen können, fordern sie umfangreichere und transparentere Informationen sowie komplexere Beratungsprozesse seitens der Finanzdienstleister. Die Dienstleistungen der Banken, Vermögensverwaltungen und Versicherungen müssen somit immer wie mehr individualisiert, personalisiert und massgeschneidert sowie dem Lifestyle der Kunden angepasst werden.
(Mass-) Konfektionierung für die Masse ist einer der Erfolgsfaktoren, um den Kunden einen personalisierten Zugang zu den angebotenen Finanzdienstleistungen zu bieten (z.B. individualisierte Versicherungsprodukte und Investment-Strategien). Zugleich lassen sich mit einem solchen Vorgehen weltweit (Personal-) Kosten einsparen, zum Beispiel durch die Einführung einer Innovation wie Mobile Banking, welches bereits heute eine breite Auswahl an Dienstleistungen beinhaltet. Die zwingt die Finanzinstitute, die Qualität ihrer Dienstleistungen zu erhöhen und ihre Erreichbarkeit zu verbessern. Zudem ist es notwendig, neue Geschäftsmodelle rund um den Kundendienst einzuführen, um sich von den Mitbewerbern zu unterscheiden. Dienstleistungen in der Zukunft als personalisierte Erlebniswelt zu erleben sind für innovative Banken und Versicherungen der Weg zum Erfolg.
Das Auslagern (Offshoring) von Querschnittsfunktionen (HR, IT, etc.), um die Kosten von Prozessen und Aktivitäten zu reduzieren, ist nicht neu. Diese Form der Zusammenarbeit bedingt jedoch, dass die Unternehmensführung folgenden Punkten mehr Beachtung schenkt: Bildung, Kultur, Sprache und Zeitzonen. Nur dann, wenn letztere Aspekte im Sinne eines ganzheitliches Denkens bewusst, sorgfältig und kontinuierlich mit einbezogen werden, können die angedachten Kosteneinsparungen auch zum Erfolg führen; in der Folge lassen sich die Kosten für Behebung von Fehlern ebenfalls senken. Zurück nach Europa: Die Ausdehnung der EU in den Osten bietet der Schweiz wichtige und neue Perspektiven, da Finanzinstitute in diesen Staaten Ableger gründen können, welche eine Offshore-Strategie für Querschnittsfunktionen wirkungsvoll unterstützen. Zudem profitiert die Schweiz von Harmonisierungen im regulatorischen Umfeld (z.B. Zahlungen über SEPA). Staaten wie Polen verfügen über gut ausgebildete und erfahrene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die zu einem Bruchteil der in der Schweiz anfallenden Personalkosten arbeiten. Alle diese Faktoren verhelfen beispielsweise Banken zu Standortvorteilen gegenüber der Konkurrenz.